Dreifache Bewährungs­probe in Genf

Auf der Baustelle Pont-Rouge testet Implenia die Baustelle der Zukunft. Viele neue Ansätze, die für mehr Effizienz auf dem Bau sorgen sollen, erleben im Genfer Stadtteil Lancy ihre Feuertaufe. Bericht von einer Baustelle, die zwar im äussersten Zipfel der Schweiz, gleichzeitig aber im Zentrum der Unternehmens­philosophie liegt.

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Schonender Umgang mit der Umwelt

­­Implenia hat sich ehrgeizige Umweltziele gesetzt. Das Unternehmen will insbesondere seine Energieeffizienz steigern und dadurch seinen Treibhausgasausstoss verringern sowie den Ressourcenverbrauch reduzieren. Mit einem massgeschneiderten Monitoring überwacht ­Implenia ihre Umweltleistung systematisch.

Das haben wir 2014/2015 erreicht

Unsere Ziele bis 2017

  • Wir reduzieren die umsatzbezogenen CO2-Emissionen von Implenia Schweiz um 5%.
  • Wir erfassen die CO2-Emissionen international und leiten operative Reduktionsmassnahmen ab.
  • Wir setzen Elektrizität aus ­Wasserkraft ein und ­kompensieren den nicht ­erneuerbaren Anteil und die Flugemissionen.
  • Wir verankern ein standardisiertes Umweltkonzept für Baustellen und führen Umweltschutz-Schulungen gruppenweit durch.

­4.1Zertifiziertes Umweltmanagement

­Implenia betreibt ein nach ISO 14001 zertifiziertes Umweltmanagement. Zuständig für die Umsetzung sind die sieben sogenannten HSEQ-Beauftragten (Health, Safety, Environment, Quality) der operativen Geschäftsbereiche sowie deren Sicherheitsbeauftragten unter fachlicher Leitung der Abteilung Nachhaltigkeit. Schwerpunkte im schonenden Umgang mit der Umwelt sind der Umweltschutz auf den Baustellen, die Steigerung der Energieeffizienz und die Optimierung des Ressourcenverbrauchs. Hinzu kommen materialökologische Anforderungen und die Förderung des Recyclings auf Baustellen und Werkhöfen.

Um die Verwirklichung ihrer Umweltziele zu überwachen, hat ­Implenia ein auf ihre Aktivitäten abgestimmtes Datenerhebungssystem aufgebaut. Mit dem massgeschneiderten Indikatorensatz erfasst das Unternehmen die wichtigsten Energie- und Materialflüsse – und zwar von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Bauwerk. Erhoben werden jedoch grundsätzlich nur jene Werte, die das Unternehmen selber beeinflussen kann, indem es den jeweiligen Prozess operativ führt. Die Datenerhebung zu den Treibhausgasemissionen erfolgt ausschliesslich über die Geschäftstätigkeit in der Schweiz. Die Daten der internationalen Standorte sind darin nicht enthalten.
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Implenia startete die systematische Erhebung der Umweltzahlen im Jahr 2011. Seither werden Daten aus den Bereichen der Produktionsanlagen, Werkhöfe und Büroliegenschaften, der Baustellen und Eigenentwicklungsprojekte sowie zur Mobilität und zum Papierverbrauch erfasst (siehe Datenerfassungsmatrix). Seit 2013 benutzt ­Implenia zur Erfassung der Zahlen ein internetbasiertes Tool. Die Software ermöglicht, Daten laufend aus verschiedenen Quellen zu erheben, in Echtzeit darzustellen sowie spezifische Auswertungen für die Erfolgskontrolle zu generieren.

Noch nicht am Ziel befindet sich ­Implenia bei der regionalen Auflösung der Daten. Daher hat ­Implenia mit der stichprobenweisen, umfassenden Erhebung einzelner Baustellen in verschiedenen Bereichen begonnen. Bei mehreren Pilotbaustellen im Belagsbau, Hochbau und Tunnelbau werden sämtliche Energie- und Ressourcenflüsse inklusive der Abfälle erfasst. Das Ziel besteht darin, mithilfe solcher Pilotbaustellen die wesentlichen Umwelteinflüsse zu eruieren.G4-22

Datenerfassungsmatrix

­4.2Reduktion von Energieverbrauch und Klimaemissionen

­Implenia verbraucht pro Jahr rund 171 Gigawattstunden Energie. Mit Abstand der wichtigste Energieträger (Endenergie) ist der Diesel für Maschinen, Nutzfahrzeuge und Personenwagen. Danach folgen Brennstoffe wie Erdgas und Heizöl, die vorwiegend für die Prozesswärme in den Belagswerken eingesetzt werden. Der gesamte Energieverbrauch ist in den letzten Jahren bezogen auf den Umsatz marginal gesunken.
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Implenia arbeitet daran, den Energieverbrauch zu optimieren und möglichst saubere Energieträger zu verwenden. In der vorangehenden Berichtsperiode gab das Unternehmen daher eine Studie zum Einkauf von Ökostrom in Auftrag. In diesem Rahmen analysierten externe Spezialisten die Produktionsanlagen und Liegenschaften mit einem Jahresverbrauch von über 100 Megawattstunden hinsichtlich Elektrizitätseinkauf und Herkunft.

Auf der Grundlage dieser Analyse beschloss ­Implenia, dass die grössten Stromverbraucher – zwei Bürogebäude, drei Werkhöfe sowie eine Produktionsanlage – ab 2014 elektrische Energie auf dem freien Markt beschaffen, die ausschliesslich aus Wasserkraftwerken stammt. Ausserdem entschied ­Implenia, an Standorten, die an örtliche Elektrizitätsversorger gebunden sind, sämtliche nicht erneuerbare elektrische Energie im bezogenen Elektrizitätsmix mit Wasserkraftzertifikaten zu kompensieren.

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2015 wandte sich ­Implenia im Rahmen eines weiteren Pilotprojekts dem Elektrizitätsverbrauch ihrer Baustellen zu. Dahinter stand die Idee, den Elektrizitätsmix auf Baustellen, die mehr als 100 000 Kilowattstunden elektrische Energie verbrauchen, auf zertifizierten Strom aus Wasserkraft umzustellen. Im Bereich Infrastructure – Tunnelling nahm das Unternehmen insgesamt 26 Grossprojekte unter die Lupe. Die Analyse ergab, dass lediglich fünf Projekte die Kriterien erfüllten. Die meisten Baustellen brauchen weniger Elektrizität, oder diese wird vom Bauherrn zur Verfügung gestellt. Von diesen fünf Baustellen bezogen zwei bereits vollständig erneuerbare Elektrizität und zwei weitere einen Strommix mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien.

Damit blieb eine einzige Baustelle übrig, die im Rahmen des Pilotprojekts umgestellt wurde: der Galgenbucktunnel in Schaffhausen. Die bezogene Elektrizität stammte dort aus nicht überprüfbaren Energieträgern, unter anderem aus Braunkohle und anderen fossilen Energieträgern. ­Implenia wechselte das Stromprodukt auf Wasserkraft aus der Schweiz (Herkunftsnachweise) und vermeidet dadurch über die verbleibende Bauzeit rund 300 Tonnen CO2.

Punktuell produziert ­Implenia auch selber Energie: Die beiden Werkhöfe bei Satigny (GE) sowie Vétroz (VS) verfügen seit 2012 über Solardächer. In der Berichtsperiode wurde eine neue Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Kieswerks Claie-aux-Moines bei Savigny (VD) errichtet. Zwei neue Anlagen werden zudem anfangs 2016 auf dem Werkhof in Echandens (VD) und dem sanierten Belagswerk in Ecublens (VD) ans Stromnetz geschlossen. Die in der Berichtsperiode betriebenen Anlagen produzieren zusammen etwas mehr als 430 000 Kilowattstunden Ökostrom pro Jahr.

Da sowohl die Treibstoffe als auch die Wärme primär aus fossilen Energieträgern stammen, ergibt sich bei den Treibhausgasemissionen ein ähnliches Bild wie beim Energieverbrauch: Mehr als 80% aller Emissionen entstehen auf Baustellen, Werkhöfen und in Belags-, Beton- und Kieswerken – also in der Bauproduktion. Dabei stammen die allermeisten Klimaemissionen aus Treibstoffen wie Diesel und Benzin. Nahezu halb so viele Emissionen werden aus Brennstoffen zur Wärmeerzeugung (Erdöl und Gas) generiert. Der Stromverbrauch schliesslich trägt nur einen Anteil von 5% zu den Treibhausgasemissionen von ­Implenia bei, nicht zuletzt dank der Bevorzugung von Wasserkraft.

Die in diesem Bericht angegebenen Treibhausgasemissionen umfassen sowohl die ­direkten Emissionen aus dem Betrieb der eigenen Baumaschinen und Lastwagen sowie aus der Wärmeerzeugung in den Produktionsanlagen und Werkhöfen (Scope 1) als auch einen Teil der indirekten Treibhausgasemissionen durch netzgebundene Energie wie Elektrizität (Scope 2). Weitere indirekte Emissionen, die in vor- oder nachgelagerten Prozessketten anfallen (Scope 3), wurden mit Kennzahlen auf deren Relevanz untersucht. Dabei zeigte sich, dass der Einkauf der Baustoffe, gefolgt von der Nutzung der Bauten, die wichtigsten indirekten Emissionsquellen darstellen. Diese beiden Quellen machen ein Mehrfaches der Emissionen aus Scope 1 und 2 aus und sind daher sehr bedeutend. Allerdings ist der Einfluss von ­Implenia auf diese Prozesse häufig gering.

Implenia hatte sich 2013 zum Ziel gesetzt, ihre Treibhausgasemissionen pro Umsatzfranken bis 2017 um 10% zu senken. Umsatzbezogen gelang dem Unternehmen bislang eine Senkung um 1,2%. Absolut entspricht dies einer Reduktion der Treibhausgasemissionen von 8,2%. Die durchschnittliche umsatzbezogene Reduktion von 2,5% pro Jahr wurde damit nicht erreicht. Dennoch ist Implenia zuversichtlich, dieses in den nächsten Jahren zu erreichen. Massnahmen wie die Sanierung des Belagswerks Trois-Ponts in Ecublens (siehe Textbox), die Umstellung auf Elektrizität aus Wasserkraft sowie der Bau von Solaranlagen werden auch in Zukunft zu einer jährlichen Reduktion der Treibhausgasemissionen und dem damit angestrebten Ziel beitragen.

Zu den weiteren im Berichtsjahr initiierten Massnahmen gehört, dass die durch Flugreisen der Mitarbeitenden freigesetzten Treibhausgase durch Klimaschutzprojekte der Stiftung myclimate kompensiert werden (siehe Kapitel Mobilität). Ebenso wurde der Anteil an elektrischer Energie aus fossilen Energieträgern durch den Kauf von Herkunftsnachweisen für Wasserkraft kompensiert.

Entwicklung Papierverbrauch, Implenia Schweiz

­4.3Sparsamer Umgang mit Ressourcen

Neben dem Energieverbrauch ist der Einsatz von Baumaterial eine Schlüsselgrösse für die ökologischen Auswirkungen der Bauwirtschaft. ­Implenia hat sich daher zum Ziel gesetzt, Stoffkreisläufe zu schliessen und so viele Materialien wie möglich wiederzuverwerten. In verschiedenen Projekten erarbeitete das Unternehmen projektspezifische Lösungen, um Baustoffe zu sparen, aufzubereiten und wiederzuverwenden.

Rückläufiger Papierverbrauch

­Die Umweltauswirkungen des Papierverbrauchs sind in einem Bauunternehmen vergleichsweise gering. Da der Umgang mit Papier im Bürobetrieb jedoch eine symbolische Wirkung hat, erfasst ­Implenia dessen Verbrauch. Erfreulich ist, dass der gesamte Papierbedarf in den vergangenen Jahren tendenziell rückläufig ist. Der Anteil an zertifiziertem Papier ist zudem innerhalb der letzten Jahre auf beinahe 100% gestiegen (siehe Grafik).

 

Dank der mobilen Kiesaufbereitungsanlage in Oberwinterthur lassen sich Transporte, Zeit und Deponieraum sparen sowie Emissionen vermeiden.

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4.3.1Mobiler Beton-und Kiesaufbereitungsanlage in Oberwinterthur

In Oberwinterthur installierte ­Implenia vor zwei Jahren eine Pilotanlage zur Beton- und Kiesaufbereitung. Daniel Hardegger, Leiter Region Ost, zieht eine erste positive Bilanz des Recyclingprojekts: «Indem das Aushubmaterial an Ort und Stelle gewaschen, zu Beton verarbeitet und schliesslich gleich nebenan verbaut wird, lassen sich Transporte, Zeit und Deponieraum sparen sowie Emissionen vermeiden. Inzwischen hat sich die Pilotanlage wirtschaftlich und ökologisch bewährt und soll auf vergleichbaren Baustellen der ­Implenia zum Standard werden. Die Kosten waren insgesamt etwas geringer als vorhergesehen. Für die drei benachbarten Bauprojekte konnten insgesamt 8500 Tonnen Kies eingespart werden. Ursprünglich wurden für die gesamte Bauzeit Einsparungen von 775 000 Liter Diesel und 2300 Tonnen CO2 vorausberechnet. Aufgrund von Verzögerungen bei der Inbetriebnahme der Anlage werden diese Werte wohl nicht ganz erreicht. Die ökologischen Vorteile des Vor-Ort-Recyclings sind dennoch höchst erfreulich.»

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4.3.2Belagswerk Ecublens saniert

Die Herstellung von bituminösen Strassenbelägen braucht viel Energie. Daher sind die Werke für bituminöse Erzeugnisse für mehr als ein Fünftel aller Treibhausgasemissionen von ­Implenia in der Schweiz verantwortlich. Um die Sicherheit der Mitarbeitenden zu gewährleisten und die Qualität der Prozesse zu verbessern, sanierte ­Implenia 2015 die Produktionsanlage Trois-Ponts in Ecublens komplett. Dabei wurden nicht bloss die Produktionskapazität gesteigert und die Abläufe verbessert, sondern auch die Umweltleistung optimiert. Die Bitumentanks wurden ersetzt und verfügen nun über eine deutlich bessere Wärmedämmung. Zudem wurden die Motorisierung und die Abstimmung der Förderbänder optimiert.

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Zur nachhaltigen Aufrüstung gehörte auch, dass die neue Anlage altes Bitumenmaterial aufbereiten kann. Um neu auch den Einsatz von recycelten Materialien zu ermöglichen, wurde eine zweite Produktionslinie aufgebaut. Mehr als 20% der Nachfrage konnte ­Implenia im Produktionsjahr 2015 bereits mit recyceltem Material decken – Tendenz steigend. Da dieser Prozess aber eine höhere Temperatur erfordert, werden dabei auch mehr Schadstoffe freigesetzt. Um den Ausstoss der Emissionen trotzdem zu senken, wurde ein leistungsstarker Kohlenstofffilter eingebaut. Damit erreicht die Anlage die tiefsten Luftschadstoffwerte bei der Aufbereitung von Bitumenerzeugnissen in der ganzen Schweiz und unterschreitet damit den strengen, vom Kanton Waadt festgelegten, Richtwert für Emissionen.

Insgesamt hat die Sanierung der Anlage zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um rund 15% geführt. In den kommenden Jahren sollen weitere Massnahmen den Ausstoss weiter senken. So wird 2016 eine 2500 Quadratmeter grosse Photovoltaikanlage in Betrieb genommen, die jährlich mehr als 300 000 kWh produziert, wovon ­Implenia vor Ort 150 000 kWh verbrauchen kann.

­Nant de Drance geht 2018 als eines der leistungsstärksten Pumpspeicherkraftwerke Europas ans Netz. ­Implenia konnte beim Bau mit einem nachhaltigen Beton überzeugen.

4.3.3Nant de Drance - im Dienste der erneuerbaren Energie

Hoch in den Bergen des Unterwallis wird ab 2018 eines der leistungsstärksten Pumpspeicherkraftwerke Europas ans Netz gehen. Das Kraftwerk nutzt den Höhenunterschied von knapp 400 Metern zwischen den beiden bestehenden Speicherseen Emosson und Vieux Emosson, um jährlich rund 2,5 Mrd. Kilowattstunden Strom bei einer Spitzenleistung von 900 Megawatt zu erzeugen. ­Implenia hat sich für dieses komplexe und herausfordernde Bauvorhaben mit der Marti AG zur Arbeitsgemeinschaft GMI zusammengeschlossen.

Seit 2008 arbeiten die beiden Firmen auf sehr engen Platzverhältnissen an diesem komplexen Infrastrukturprojekt. Für die 17 Kilometer Stollen wurden 1,7 Mio. Kubikmeter Felsgestein ausgebrochen. Ein Fünftel davon floss direkt vor Ort in die Gesteinskörnung des Betons ein und musste nicht aufwendig vom Rhônetal hochtransportiert werden. Ebenso setzte man bei der Betonwahl und -zubereitung auf neuste Erkenntnisse, wodurch das Projekt Pioniercharakter erlangte.

Die Staumauer, die Auskleidung von Kavernen und Stollen sowie der Fahrbahnbelag verlangten insgesamt nach einer halben Mio. Kubikmeter Beton. Der Betontechnologe Jürg Steiner und sein Team fanden eine ausgeklügelte Lösung, indem sie für rund einen Viertel davon (142 000 Kubikmeter) sogenannten SCC-Beton – «Self Compacting Concrete» – einsetzten. Dieser Beton verdichtet sich durch sein Eigengewicht selbst und erspart den Bauarbeitern damit viele zusätzliche Arbeiten, die beim herkömmlichen Rüttelbeton anfallen. Doch nicht nur logistisch beschritten die Erbauer von Nant de Drance neue Wege, auch punkto Nachhaltigkeit wollten sie mit dem neuen Kraftwerk ein Leuchtturmprojekt schaffen – und das ist ihnen auch gelungen.

Ökologie:

Ökologische Vorteile wurden überwiegend über eine optimierte Betonzusammensetzung erreicht. So wurden rund 300 000 Kubikmeter Beton mit einem besonders ökologischen CEM-II-Zement hergestellt, dem anstelle des energieaufwendigen Portlandzementklinkers Schiefer und Hüttensand beigemischt sind. Dieser Ersatz senkte die CO2-Emissionen bei der Herstellung um 21% und vermied damit fast 25 000 Tonnen des Treibhausgases. Weitere 4700 Tonnen CO2 konnten dank dem Bahntransport des grössten Teils des Zements und der Zusatzmittel eingespart werden. Demgegenüber wird jedoch mehr Flugasche benötigt, um den SCC-Beton anzumischen, was zusätzliche Transportemissionen von rund 3000 Tonnen CO2 verursacht. In der Summe ergibt sich daraus aber immer noch eine Netto-Einsparung von mehr als 26 000 Tonnen CO2.

Gesellschaft:

Die Verwendung des selbstverdichtenden SCC-Betons verbessert die Arbeitsbedingungen sowie die Sicherheit der Bauarbeiter erheblich. Der Umgang mit dem Innenrüttler beim Verdichten von hohen Wänden entfällt. Damit sinkt zum einen die physische Belastung und Sturzgefahr an den exponierten Arbeitsorten, zum anderen werden Rückenschmerzen, Arbeitsausfälle sowie auch das Vibrations-Syndrom, eine Störung des Blutkreislaufs, vermieden. Die deutlich tiefere Staubbelastung im Vergleich zum Verdichten von konventionellem Rüttelbeton fördert weiter die Gesundheit. Positiv auf die psychische Stressbelastung der Mitarbeitenden wirkt sich zudem die deutlich reduzierte Lärmbelastung aus, die normalerweise bis zu 115 Dezibel beträgt. Alles in allem senkt das innovative Betonageverfahren das Krankheitsrisiko und steigert entsprechend die Produktivität.

Ökonomie:

Die bemerkenswerten Fliesseigenschaften des SCC-Betons im Vergleich zu konventionellem Rüttelbeton machen ihn auch wirtschaftlich interessant. Er verschleisst die Pumpen und Leitungen deutlich weniger, was sich positiv auf die Lebensdauer der gesamten Betonpumpenlogistik auswirkt und deren Wartungs- und Reparaturkosten senkt. Energiesparend wirkt sich der tiefere Pumpendruck sowie der Wegfall der Druckluftversorgung für die Rüttler aus. Auch die teuren und vor allem qualitativ zweifelhaften nachträglichen «Betonfinish-Arbeiten» fallen weitgehend weg, da der Beton glatt und fast porenfrei austrocknet. Schliesslich sind dank der höheren Fallhöhe des SCC-Betons weniger Einfüllstationen notwendig, was wiederum weniger Personal und weniger Betongerüste erfordert. Zwar kann SCC-Beton in der Herstellung etwas teurer als konventioneller Beton sein, benötigt eine aufwendigere Verarbeitungskontrolle und stellt teilweise höhere Schalungsanforderungen. Die ökonomischen Vorteile überwiegen jedoch. Im Fall des Kraftwerks Nant de Drance konnten die Gesamtkosten des Projekts innerhalb der gewählten Systemgrenzen um 14% gesenkt werden – und dies noch ohne Berücksichtigung der tieferen Lebenszykluskosten und Instandsetzungsmassnahmen.

Dank dem Einsatz einer Kiesrecycling­maschine kann die alte Fundation ­wiederaufbereitet und damit Neukies ­eingespart werden.

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4.3.4Am Birmenstorfer Chrüz werden Stoffkreisläufe geschlossen

Die Gemeinde Birmenstorf im Kanton Aargau leidet unter dem hohen Verkehrsaufkommen. Besonders zu Stosszeiten stauen sich die Fahrzeuge auf der Ausfallstrasse Richtung Fislisbach und Baden. Ein neuer Kreisel soll das Problem entschärfen und den Verkehr verflüssigen. Mit einem Budget von 7 Mio. Franken und einer Bauzeit von rund zwei Jahren zeichnet sich das Sanierungs- und Neubauprojekt gewiss nicht durch seine Grösse aus. In Sachen Nachhaltigkeit und bei der Schliessung von Stoffkreisläufen setzt das Projekt jedoch neue Massstäbe.

In einem geschlossenen Stoffkreislauf wird ein bereits genutzter Rohstoff aufbereitet und für dieselbe oder eine ähnliche Funktion wiederverwendet. Dadurch werden Primärrohstoffe eingespart. Sinnbildlich zum entstehenden Verkehrskreisel schafft das Projekt Birmenstorfer Chrüz zwei weitere Kreisläufe. Denn sowohl der Aushub der Werkleitungen und Kanalisationskanäle wie auch der Kies aus alten Fundamenten werden vor Ort aufbereitet und wieder eingesetzt.

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Gemäss Standardverfahren werden in der Schweiz Werkleitungen und Kanalisationen mit hochwertigem Neukies aufgeschüttet und der Aushub in der nächstgelegenen Deponie entsorgt. Die Gemeinde Birmenstorf hätte dank einer nahen Deponie und dem örtlichen Kieswerk ideale Voraussetzungen für diese Methode geboten. Dennoch entschied sich Projektleiter Alexander Stritt aus verschiedenen Gründen gegen das Standardverfahren. Durch den Wiedereinsatz des bestehenden Aushubs und Kieses konnten verkehrsbedingte Verzögerungen vermieden, die Planungssicherheit erhöht sowie die Kosten aus Deponie, Transport und Neukies reduziert werden. Dazu waren ausschliesslich die entsprechenden Fachkompetenzen, ausreichender Lagerplatz und die Einwilligung der Bauherrschaft nötig. Das Schliessen von Stoffkreisläufen wurde vom Kanton Aargau sehr positiv aufgenommen, da der Ansatz mit der kantonalen Umweltstrategie vereinbar ist und Deponieraum in der Region ohnehin eine knappe Ressource darstellt. Zum Schluss konnte ­Implenia der Bauherrschaft dank der Schlies­sung der Stoffkreisläufe sogar einen nachträglichen Preisnachlass anbieten.

Einzig der lehmhaltige Aushub stellte das Team um Alexander Stritt vor eine technische Herausforderung. Um die Verdichtungs- und Tragfähigkeit von rund 30 Mega-Newton des Aushubs zu gewährleisten, mussten die rund 4000 Kubikmeter Erdmasse mit 100 Tonnen Kalk aufbereitet werden. Dieser wurde aus dem 260 Kilometer entfernten Freiburg per Lastwagen geliefert und dem Aushub vor Ort im richtigen Verhältnis beigemischt.

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Durch den Wiedereinsatz des Aushubs mit dem beigemischten Kalk konnten gegenüber dem Standardverfahren rund 44 000 Franken eingespart werden, was 26% der Kosten entspricht. Einkauf und Transport des Kalks sind damit deutlich günstiger als die eingesparten Deponiekosten des Aushubs. Beim Wiedereinsatz des Kieses beträgt die Einsparung sogar 166 000 Franken oder 64%. Den Kies auf der Baustelle zu recyceln, war damit deutlich günstiger, als neuen Kies einzukaufen.

Auch die CO2-Emissionen wurden durch die innovative Methode markant reduziert. Durch die Wiederverwendung von Aushub und Kies wurden nicht nur insgesamt 28,6 Tonnen CO2, sondern auch Deponieplatz eingespart. Das Projekt Birmenstorfer Chrüz ist somit ein gutes Beispiel, bei dem sich ein innovatives Verfahren finanziell und ökologisch auszahlt, wovon alle Beteiligten profitieren. Dazu müssen jedoch Standardverfahren bewusst hinterfragt und neu ausgelegt werden.

An der E16 Rud – Vøyenenga in Norwegen werden die alten Brückenpfeiler nicht entsorgt, sondern übers Internet an einen neuen Abnehmer zur Wiederverwendung kostenlos abgegeben. Im März 2016 wurden die neuen Pfeiler der Brücke fertiggestellt.

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4.3.5Wiederverwertung von ausgedienten Brücken (Norwegen)

Im Rahmen der Bauarbeiten an der Autobahn E16 Rud – Vøyenenga müssen vier Betonbrücken ersetzt werden. Dabei hat ­Implenia die vier alten, scheinbar ausgedienten Betonbrücken nicht einfach abgerissen und entsorgt, sondern einer neuen Verwendung zugeführt. Dazu wurden die Brückenpfeiler über einen der populärsten Online-Marktplätze Norwegens – finn.no – zur kostenlosen Übernahme ausgeschrieben.

Selbst das grösste Nischenmagazin der norwegischen Baubranche – bygg.no – wurde auf das aufsehenerregende Angebot aufmerksam. bygg.no veröffentlichte auf seiner Website einen Artikel über die zu verschenkenden Brückenpfeiler und führte dazu ein Interview mit Bauleiter Henning Holand: «Das Interesse ist enorm. Wir haben rund 30 Anfragen erhalten, angefangen von Privatpersonen bis hin zum Militär, mehreren Clubs und Verbänden.» Die Brücken gingen schliesslich an das norwegische Skigebiet Uvdal, wo sie ab 2017 und 2018 die Abfahrtspisten überqueren werden.

Abgerissen werden die zwischen 40 und 80 Meter langen Brücken erst im Winter 2016/17 sowie zum Jahreswechsel 2018/19. ­Implenia übernimmt die Demontage der Träger, worauf der neue Eigentümer den Abtransport der Brücken organisieren muss. ­Implenia spart so die Kosten für Transport und Entsorgung. Projektmanager Dan Granerud erklärt denn auch, dass es ursprünglich rein wirtschaftliche Überlegungen gewesen seien, die zur Ausschreibung der Brückenträger geführt hätten. «Die Wiederverwertung respektive weitere Verwendung ist natürlich ein hochwillkommener Zusatzeffekt. Es ist oft spannend, wie häufig sich wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen gegenseitig ergänzen», sagt Granerud. «Wenn wir unseren ökologischen Fokus schärfen, steigt oft auch unser Gewinn.» Es lohnt sich deshalb stets zu prüfen, ob Materialien oder einzelne Bauelemente wiederverwendet werden können, und dabei auch unkonventionelle Methoden anzudenken.

Derweil werden neben den verschenkten Brücken bereits die Gerüste aufgebaut. Die beiden neuen Brücken werden jeweils 94 Meter lang und drei Fahrspuren breit sein.

­4.4Umweltschutz auf der Baustelle

Auf verschiedenen Pilotbaustellen in Zürich, Genf und Aarau testet ­Implenia derzeit ihr intern entwickeltes «Umweltkonzept auf Baustellen». Die gruppenweite Einführung ist für die kommende Berichtsperiode vorgesehen. Ziel des Umweltschutzkonzepts ist es, die Umweltschutzmassnahmen auf Implenia Baustellen zu vereinheitlichen. Das Konzept ist modular aufgebaut, sodass je nach Situation vor Ort die relevanten Herausforderungen angepackt werden können. Im Zentrum des Umweltkonzepts steht der Umgang mit Abfall, Wasser, Lärm, Boden und Luft, und zwar auf sämtlichen Baustellentypen im Hochbau, Tiefbau oder Infrastrukturbau. Das Konzept gibt den Verantwortlichen Hintergrundinformationen zu Normen und Standards, erläutert die zu treffenden Massnahmen und stellt Hilfsmittel wie Berechnungstabellen oder Checklisten sowie Schulungsunterlagen zur Verfügung.

Modell einer Sanierung im Massstab 1:10 zur Planung und Illustration von Arbeits­abläufen und Situationen

Fachgerechter Umgang mit Schadstoffen bei Sanierungsprojekten

­Wer bei Gebäuden mit Baujahr vor 1990 Umbau-, Unterhalts- und Renovationsarbeiten betreibt, muss auf Bau-Schadstoffe vorbereitet sein. Typischerweise handelt es sich dabei um Asbest oder PCB (polychlorierte Biphenyle), die bei Freilegung aufgrund ihrer schädlichen Wirkung auf Mensch und Umwelt eine fachgerechte Handhabung erfordern. Besteht der Verdacht auf Bau-Schadstoffe, so steht der Bauherr in der Pflicht, die Gefahren eingehend zu ermitteln und die damit verbundenen Risiken zu bewerten. Seit 2014 verfügt ­Implenia über eine eigene, von der Suva anerkannte Schadstoff-Sanierungsabteilung. Das Baustoff-Sanierungsteam ist an den drei Standorten stationiert: Aarau, Birsfelden und Zürich. Es bietet ein umfassendes Leistungsangebot in den Bereichen Erstbeurteilung, Erstellung von Sanierungskonzepten und Koordination mit Behörden, den fachgerechten Rückbau sowie die fach­gerechte Entsorgung an. Dieses Angebot können sämtliche ­Implenia ­Geschäftsbereiche wie auch externe Unternehmen in Anspruch nehmen.

­4.5Sensibilisierte Mitarbeiter

Die Mitarbeitenden beeinflussen den Energie- und Ressourcenverbrauch eines Unternehmens erheblich. ­Implenia organisiert daher regelmässig Sensibilisierungsaktionen. In der Berichtsperiode fanden drei Aktionen statt. Sie sollten den Blick der Mitarbeitenden schärfen und alle motivieren, den Energie- und Wasserverbrauch zu reduzieren sowie Abwasser richtig zu entsorgen.

Eine Sensibilisierungsaktion besteht aus verschiedenen Inputs, etwa einer viertelstündigen Schulung und einem mehrsprachig gedruckten Informationsplakat, das während mehrerer Wochen an gut sichtbaren Orten aufgehängt wird. Das Plakat vermittelt in Wort und Bild prägnant die Hauptbotschaften. In internen Merkblättern, im Halbjahresbericht und in der Mitarbeiterzeitschrift «Impact» informieren die Projektverantwortlichen zudem laufend über Massnahmen und Fortschritte einer Aktion oder vermitteln Hintergrundinformationen. Zudem werden Projektleiter für einzelne Themen geschult und vertiefende Unterlagen im Intranet bereitgestellt.

Als Teil des ­Implenia Umweltkonzepts wird das Baustellenpersonal durch Plakataktionen auf konkrete Umweltmassnahmen hingewiesen.

Poliertag zur Umwelt

­Die Implenia Einheit Buildings führt jährlich einen schweizweiten Poliertag durch. 2014 drehte sich beim Anlass in Spreitenbach alles um die Umwelt und verschiedene Themenfelder wie Energieverbrauch oder Abfallentsorgung kamen zur Sprache. In einer Ausstellung über umweltfreundliche Produkte wurden die Teilnehmenden – darunter auch Projekt- und Geschäftsstellenleitende – im Umgang mit Ressourcen sensibilisiert. An diesem Tag in der Umwelt Arena erhielten die Anwesenden ausserdem die Möglichkeit, umweltfreundliche Fortbewegungsmittel zu testen.

­4.6Klimaschonende Mobilität

Bei ­Implenia stehen täglich Hunderte von Fahrzeugen im Einsatz: Personenwagen, Lastwagen, Bagger, Walzen und viele andere mehr. Sie alle zusammen verbrauchen pro Jahr die eindrückliche Menge von insgesamt rund 11 Mio. Liter Kraftstoff.

Das Unternehmen möchte den Treibstoffverbrauch reduzieren. So fördert ­Implenia ein effizienteres Fahrverhalten ihrer Mitarbeitenden. Die Berufschauffeure und Maschinisten nahmen bereits 2010 und 2011 an einer breiten Ausbildungsoffensive teil, seither absolvieren alle neuen Mitarbeitenden den EcoDrive-Kurs. 2012 bot ­Implenia zudem auch dem Büropersonal einen EcoDrive-Kurs an: Insgesamt nahm ein Drittel des technisch-kaufmännischen Personals daran teil.

Durch den Einsatz von Personenwagen und Baumaschinen verbraucht ­Implenia jährlich 11 Mio. Liter Kraftstoff.

Ein noch grösseres Sparpotenzial liegt in der Beschaffung der Fahrzeugflotte. Implenia setzt dabei auf emissionsarme Fahrzeuge und Maschinen. Bereits wurden verschiedene Hybridfahrzeuge angeschafft.

Implenia erliess ausserdem in seinem Fahrzeugreglement für Geschäftsfahrzeuge Vorgaben für den maximalen CO2-Ausstoss. Ein Personenwagen darf nicht mehr als 120 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. Damit wurde der ursprüngliche Wert von maximal 150 Gramm CO2 in der Berichtsperiode um 20% gesenkt.

Diese Massnahmen im Fahrzeugverkehr zahlten sich aus; haben doch die spezifischen CO2-Emissionen in der Berichtsperiode weiter abgenommen. Gleichzeitig sind die Flugkilometer auf einem konstanten Niveau geblieben.

Treibhausgasemissionen aufgrund der Flugreisen, Implenia Schweiz

Emissionen aus Geschäftsflügen werden kompensiert

­Implenia kompensiert seit Anfang 2014 alle Geschäftsflüge mit der Klimastiftung myclimate. Das mit der Kompensation unterstützte Projekt reduziert nicht bloss die CO2-Emissionen, sondern verbessert auch die Gesundheit der Menschen und verringert den Druck auf die lokalen Waldbestände. In sechs verschiedenen Regionen Boliviens und Paraguays werden dafür ineffiziente Holzöfen durch Solarkocher oder Öfen mit hohem Wirkungsgrad ersetzt. Mit der Inbetriebnahme von 50 000 ökologischen Öfen in Haushalten sowohl der urbanen als auch der ländlichen Bevölkerung sollen während sieben Jahren rund eine halbe Million Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden.